Versicherungsberater
Die unabhängigen Experten

Die meisten Handwerker sind falsch, unzureichend und zu teuer versichert. Unabhängige Versicherungsberater helfen den Unternehmern, ihren Policenbestand zu optimieren. Das Einsparpotential kann dabei bis zu 50 Prozent betragen.

Besserer Versicherungsschutz bei halbierten Prämien ist zurzeit in vielen Fällen machbar. Der Wunschtraum vieler kostengeplagten Handwerksunternehmer ist tatsächlich möglich, verspricht der Bund versicherter Unternehmen (BvU) für Betriebsversicherungen.

Der Verein überprüft für seine Mitglieder Versicherungsverträge und -angebote, informiert über wesentliche Änderungen wie die zum Jahresende absehbaren Tariferhöhungen bei vielen Kfz-Versicherungen und bietet über eine Reihe von Gruppenversicherungen günstige Policen an.

Außerdem hat der BvU ein neues Versicherungsprodukt initiiert: eine Versicherung gegen die Versicherung. Hintergrund dafür ist die immer ruppigere Gangart der Versicherer. „Gerade Klein- und Mittelbetriebe sind zum Beispiel nach einem Brandschaden an der Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit“, beobachtet der BvU. „Bei so gut wie allen Brandschäden, die wir in letzter Zeit bearbeiteten, lehnte der Versicherer zunächst die Entschädigung mit Hinweis auf Vertragsverletzungen, Brandstiftung durch den Versicherungsnehmer, grobe Fahrlässigkeit oder ähnliche Einwänden ab.“ Hatte die Gesellschaft dem Kleinunternehmer dann den drohenden Ruin lange genug vor Augen geführt, stieg sie in die Verhandlung über die Leistungen ein.

Termine vor Ort

Allerdings sind auch die Möglichkeiten des Vereins begrenzt. „Wir werden nur vom Schreibtisch aus tätig“, erläutert Ursula Mieser vom BvU-Servicebüro. Geht es um speziellere Themen wie die Versorgung eines Gesellschafter-Geschäftsführers oder Termine vor Ort verweist der BvU auf die gerichtlich zugelassenen Versicherungsberater.

Das ist die Stunde von Rüdiger Falken und seinen Kollegen. „Ich fahre zu den Unternehmen, ermittle den Versicherungsbedarf, schaue die bestehenden Verträge durch und mache Vorschläge für eine bessere und häufig günstigere Absicherung der Risiken“, erklärt der Hamburger Versicherungsberater, der von Innungen und Handwerker-Akademien zu Vorträgen eingeladen wird.

Besonders wichtig ist die genaue Betriebsanalyse. „Ein Handwerksbetrieb, der auch Elektroschalter in Serie herstellt, unterliegt der Produzentenhaftung und benötigt auch eine entsprechende Police“, so Falken. „Ein Klempnermeister, der einen Dachdeckermeister einstellt, um sein Geschäftsfeld zu erweitern, muss auch die Betriebs-Haftpflichtversicherung erweitern. Ein Ingenieur, der in den väterlichen Handwerksbetrieb einsteigt, wird sich möglicherweise auch Planungsarbeiten bezahlen lassen und sollte deshalb eine Planungs-Haftpflichtversicherung abschließen.“

Der große Vorteil der Versicherungsberater ist ihre Unabhängigkeit und ihre Kompetenz. Sie dürfen keine Versicherungen gegen Provision vermitteln und sie müssen ihr Fachwissen überprüfen lassen, bevor das Amtsgericht ihnen die Zulassung erteilt.

Gesamte Abwicklung möglich

Zwar kostet die Beratung ein Honorar, doch die Mandanten bestimmen, was der Berater übernehmen soll und was nicht. Die Grundlage dafür ist die Ermittlung des Versicherungsbedarfs und die Überprüfung des Policenbestandes. „Auf Wunsch suche ich den Mandanten auch eine geeignete und günstige Police heraus“, erklärt Falken. Manche seiner Kunden stellen dann den Versicherungsantrag selbst, andere überlassen dem Berater auch die gesamte Abwicklung.

"Zeit schinden muss ich nicht", sagt Falken lachend. "Ich habe genug zu tun." Nicht viele Versicherungsexperten gehen den Weg des unhängigen Beraters. Nur etwa 30 Versicherungsberater sind im Bundesgebiet mit einer eigenen Kanzlei tätig. Falken: "Ein verkaufsstarker Versicherungsvermittler kann weitaus mehr als wir verdienen."

Ulrich Buchholtz

Betriebsversicherung
Die häufigsten Fehler

Der unabhängige Versicherungsberater Rüdiger Falken über die gröbsten Mängel beim Versicherungsschutz im Handwerksbetrieb.

Die Betriebs-Haftpflichtversicherung weist eine zu niedrige Deckungssumme auf. Ein Schadensfall kann die Existenz des Betriebs gefährden.

Außerdem sind die Vertragsbedingungen meist schlecht und die Prämien zu hoch. Das Einsparpotential kann viele tausend Mark betragen.

Viele Betriebsinhaber haben einen Firmen-Rechtsschutz vereinbart, ohne die zahlreichen Ausschlüsse zu kennen. Bei einem Rechtsstreit mit Kunden und Lieferanten leisten die Versicherer generell nicht. Die meisten Handwerksunternehmer kündigen nach dem Beratungsgespräch die Police und sparen so oft 1500 Mark und mehr pro Jahr.

Etwa ein Viertel der Betriebsfahrzeuge verfügt über eine Insassen-Unfallversicherung, die grundsätzlich nicht sinnvoll ist. Das Einsparvolumen von etwa 70 bis 100 Mark pro Fahrzeug und Jahr summiert sich bei mehreren Fahrzeugen.

Die Gebäude-, Einrichtungs- und Betriebsunterbrechungs-Versicherungen sind oft auch für Sturm und Leitungswasser abgeschlossen – selbst wenn keine wesentliche Gefährdung besteht. Sitzt der Betrieb zum Beispiel im Erdgeschoss eines Innenstadthauses, hat ein Sturm dort wenig Angriffsfläche. Sind die Handwerker in der Regel auf Montage, ist eine Betriebsunterbrechung durch einen Gebäudeschaden kaum zu befürchten. Je nach den individuellen Umständen und dem Umfang des bisherigen Versicherungsschutzes kann das Einsparpotential bei diesen Policen zwischen 100 und 2000 Mark im Jahr betragen.

Ulrich Buchholtz

'DHZ'-Gespräch mit Rüdiger Falken
Oft ist die Existenz gefährdet

Rüdiger Falken ist gerichtlich zugelassener Versicherungsberater und Vizepräsident des Bundesverbandes der Versicherungsberater (BVVB).

’DHZ‘: Wie viele Handwerksbetriebe haben sie schon beraten?

Falken: Ich arbeite seit elf Jahren als Versicherungsberater und habe in dieser Zeit mehr als 400 Handwerksbetriebe beraten.

’DHZ‘: Wie gut sind Handwerksbetriebe versichert?

Falken: Katastrophal! Nicht einer der Betriebe, die ich besucht habe, war gut versichert. Und damit meine ich nur einen ausreichenden, gut angepassten Versicherungsschutz. Hinzu kommt noch, dass alle Betriebe zu teuer versichert waren.

’DHZ‘: Welche Folgen hat dies für die Betriebe?

Falken: Im Extremfall führt ein unzureichender Versicherungsschutz zum Konkurs, weil zum Beispiel ein Betrieb einen verursachten Schaden nicht aus der eigenen Tasche ersetzen kann. Unabhängig davon sind die Versicherungsbeiträge eine wesentliche Kostengröße. Die meisten Betriebe zahlen zwischen 20000 und 60000 Mark Prämien im Jahr. Jede sinnvoll eingesparte Mark erhöht direkt den Betriebsgewinn.

’DHZ‘: Kennen Sie Fälle, in denen ein unzureichender Versicherungsschutz die Existenz gefährdet hat?

Falken: Ein Elektrobetrieb sollte neue Lampen an einer Hallendecke anbringen. Obwohl der Auftraggeber klar gesagt hatte, dass nur kurze Schrauben verwendet werden dürfen, nahmen die Handwerker lange Schrauben und verursachten so ein Leck im Hallendach. Der Schaden betrug etwa 150000 Mark. Die Haftpflichtversicherung übernahm nur die für Tätigkeitsschäden vereinbarte Deckungssumme von 25000 Mark. Die Differenz ging zu Lasten des Betriebes. Das hat dem Unternehmen in diesem Fall zwar nicht die Existenz gekostet, weil es recht groß war, aber die finanzielle Belastung war deutlich spürbar.

’DHZ‘: Wie groß ist das Einsparpotential bei Betriebsversicherungen?

Falken: Ich habe gerade einen Klempnermeister beraten, der bisher 18000 Mark Prämie im Jahr für eine Haftpflichtversicherung mit 5000 Mark Selbstbehalt bezahlt hat. Jetzt sind es nur noch 6000 Mark Prämie bei besseren Versicherungsbedingungen und einer höheren Deckungssumme. Allerdings finde ich oft auch gefährliche Versicherungslücken, die schnellstens abgedeckt werden müssen. Das mindert natürlich die Bruttoeinsparung.

’DHZ‘: Ein Beispiel dafür?

Falken: Ich habe eine Bäckerei beraten, bei der nur drei der zwanzig Filialen versichert waren. Es gab zwar auch dort eine Reihe von Einsparungen, zum Beispiel aus Policen für Filialen, die gar nicht mehr existierten. Dieses Geld wird jetzt aber für den zusätzlichen Versicherungsschutz benötigt.

’DHZ‘: Wie kann es zu einem so desolaten Zustand kommen?

Falken: Das Unternehmen ist rasch gewachsen, keiner der Versicherungsvertreter hat sich um eine systematische Absicherung gekümmert, und die Inhaberin hat den Überblick verloren, weil sie mit dem Betrieb vollauf beschäftigt war. Zum Beispiel fanden wir bei der Durchsicht der vorhandenen Policen eine Unfallversicherung. Die Inhaberin hatte ein Jahr zuvor einen Unfall gehabt mit zwei Monaten Arbeitsausfall, diesen aber nicht gemeldet, weil sie gar nicht mehr wusste, dass sie diese Police besaß.

’DHZ‘: Wie hoch ist die Nettoersparnis nach einer Beratung?

Falken: In den meisten Fällen liegt sie zwischen 20 und 50 Prozent des bisherigen Prämienvolumens – bei einer meist besseren Abdeckung der Risiken, bei oft besseren Versicherungsbedingungen und mindestens gleich hohen Deckungssummen.

’DHZ‘: Wie sind solch hohe Einsparungen möglich?

Falken: Auf dem Markt für gewerbliche Versicherungen herrscht ein echter Wettbewerb. Die Tarife sind nur die Grundlage für Verhandlung über Rabatte. Oft sind 40 oder 50 Prozent auf die im Tarif vorgesehenen Prämien möglich. Der scharfe Wettbewerb sorgt außerdem für bessere Versicherungsbedingungen.

’DHZ‘: Wie hoch ist Ihr Honorar?

Falken: Wir rechnen nach Zeitaufwand ab, der von Fall zu Fall unterschiedlich ist. Erfahrungsgemäß kostet eine umfassende Beratung für einen Handwerksbetrieb zwischen 2000 und 6000 Mark Honorar plus Mehrwertsteuer. Häufig übersteigen die nachgewiesenen Einsparungen für ein Jahr bereits das Beratungshonorar. Allerdings lassen sich die Einsparungen nicht immer sofort realisieren, weil sich die Betriebsinhaber teilweise zu fünf- oder zehnjährigen Verträgen haben überreden lassen – und diese können sie in der Regel nicht vorab kündigen.

Interview: Ulrich Buchholtz

 

 

 

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